Ellen mag Fahrstühle: Fahrtrichtung nach oben
Ein Eintrag von Ellen Jost
Recklinghausen Hoch und runter geht es. In Dauerschleife fährt der metallische Kasten. Nirgendwo besser ist das Sozialverhalten der Menschen zu beobachten als im Aufzug. Peinliches Schweigen, beschämende Blicke nach unten, wenn zwei Fremde Richtung Erdgeschoss unterwegs sind.
Unangenehmes Gruppenkuscheln, wenn sich, kurz bevor die Fahrstuhltür schließt, noch ein weiterer Mitfahrer hineinquetscht. Verliebte Interaktion zwischen dir und deinem Ebenbild, während du alleine im Aufzug vor dem Spiegel posierst. Oder die wilde Knutscherei zwischen Pärchen, ja, vielleicht auch Fremden, wenn der Fahrstuhl stecken bleibt. Vielleicht ist das Letztere auch nur eine romantische Traumvorstellung, weil das Steckenbleiben-Szenario in herzzerreißenden Liebesfilmen so verdammt malerisch und leidenschaftlich verkauft wird. Trotzdem wird klar, ein normales Fortbewegungsmittel ist der Aufzug keineswegs.
Die Faulheit, bis in den zweiten Stock zu laufen, macht den Fahrstuhl so beliebt und übersteigt die Angst, sich einer unangenehmen Situation zwischen Unbekannten, gefangen auf zwei Quadratmetern, auszusetzen.
Heute drücke ich erneut die Taste, die mich in die oberste Etage fahren soll. Mechanisch mache ich dies schon sehr lange. Immer dann, wenn die Treppe zu lang, die Stufen zu hoch und ich zu müde bin. Noch nie aber habe ich über die technische Erfindung der Förderanlage nachgedacht und erfreue mich umso mehr, dass mir der Aufstieg nach oben erspart bleibt.
Die Faulheit, bis in den zweiten Stock zu laufen, macht den Fahrstuhl so beliebt und übersteigt die Angst, sich einer unangenehmen Situation zwischen Unbekannten, gefangen auf zwei Quadratmetern, auszusetzen.
Heute drücke ich erneut die Taste, die mich in die oberste Etage fahren soll. Mechanisch mache ich dies schon sehr lange. Immer dann, wenn die Treppe zu lang, die Stufen zu hoch und ich zu müde bin. Noch nie aber habe ich über die technische Erfindung der Förderanlage nachgedacht und erfreue mich umso mehr, dass mir der Aufstieg nach oben erspart bleibt.

Redaktion Datteln / Scenario
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Erstellt:17. November 2017, 14:26 UhrAktualisiert:17. November 2017, 14:29 Uhr