
Über die Hälfte der Schülerinnen und Schüler der Josef-Hennewig-Schule wird eine Ausbildung anstreben. An der Realschule Alexander-Lebenstein ist es ein Drittel. So haben sich im Kreis Recklinghausen 2021/22 insgesamt 4467 junge Menschen für einen Ausbildungsplatz beworben, teilte Pressesprecher Martin Linkemann von der Agentur für Arbeit Recklinghausen im Gespräch mit der Redaktion mit. Das seien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 305 junge Menschen weniger.
Insbesondere die verschiedenen Praktika, die während der Schulzeit absolviert werden, sollen die Kinder beruflich inspirieren. „Wir haben zum Beispiel eine Praktikumsklasse in der 10. Klasse und 99,9 Prozent werden anschließend auch als Azubis in diesen Betrieben übernommen“, erklärt Dagmar Perret, Schulleiterin der Josef-Hennewig-Schule. Derzeit stünden auch die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sehr gut, „da viele Betriebe ihre Nachfrage überhaupt nicht decken können“, so Linkemann.
Aber wie sieht die Situation aus, wenn sich Schülerinnen und Schüler für eine akademische Laufbahn entscheiden? Denn obwohl sich heute der Einstieg leichter gestaltet als noch vor fünfzig Jahren, ist diese Entscheidung in vielen Fällen an die Unterstützung des Elternhauses gebunden.
Wenn die finanziellen Mittel nicht ausreichend vorhanden sind oder die erziehungsberechtigten Personen aufgrund sprachlicher Barrieren wenig Hilfestellung leisten können, dann kann sich diese Tatsache durchaus als Hürde erweisen.
„Deshalb ist uns die Beziehung zu den Eltern der Schülerinnen und Schüler so wichtig“, berichtet Schulleiter Frank Cremer von der Alexander-Lebenstein-Realschule. „So können wir zusammen Mittel und Wege für das Kind finden. Bei sprachlichen Barrieren werden häufig auch Übersetzer hinzugezogen“, so der Schulleiter. Es ließe sich immer ein Weg finden, um zu kommunizieren.
Nicht alle Kinder haben es leicht
„Theoretisch haben alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Bildungschancen“, meint Dagmar Perret. Aber in der Praxis sehe die Realität leider anders aus. „Die Chancen sind gleichzeitig an die Unterstützung des Elternhauses gebunden und die haben nicht alle.“ Aus eigenem Antrieb sei es für Jugendlichen viel schwerer, fleißig zu sein und durchzuhalten. „Denn das hängt auch mit der Erziehung zusammen. Nicht allen werden die gleichen Basistugenden beigebracht“, so die Schulleiterin.

So kann durchaus davon ausgegangen werden, dass es zu einer Schieflage in der Verteilung der Bildungschancen kommt. „Wir folgen jedoch dem beruflichen Ethos, alle Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Das heißt, wir wollen das Potenzial erkennen und den Jugendlichen dabei helfen, ihren Platz in der (Arbeits-)Welt zu finden“, sagt Perret im Gespräch mit der Redaktion.
Agentur für Arbeit hilft
Dem stimmt auch der Schulleiter der Realschule in Haltern zu. „Wir haben gewisse Unterstützungsmaßnahmen wie zum Beispiel auch die Sprachförderung. Auch die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit ist uns sehr wichtig.“ Mit Bewerbungsprogrammen und Beratungsangeboten seien sie für die Schulen in Haltern ein wichtiger Ansprechpartner.
Über das BerufsInformationsZentrum (BiZ) der Arbeitsagentur können sich junge Menschen über das gesamte Berufsspektrum vom Ausbildungsberuf bis hin zum Studium beraten lassen. „Sollten sie dann bei der Bewerbung für einen Ausbildungsberuf auf Hindernisse stoßen, kann die Arbeitsagentur helfen, diese zu überwinden“, so Linkenmann von der Agentur für Arbeit.
So können beispielsweise Fahrtkosten zu Bewerbungsgesprächen übernommen werden und es gibt Hilfestellungen zum Verfassen einer Bewerbung. Hierzu zählen auch Sprachkurse und Bewerbungstrainings.