Erste Schritte auf dem Weg zur „smarten“ Stadt Herten

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Die Steuerung von Straßenlaternen per Smartphone – auch das könnte in der Smart City Herten Realität werden.
Die Steuerung von Straßenlaternen per Smartphone – auch das könnte in der Smart City Herten Realität werden. © picture alliance/dpa
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Eine „Smart City“ soll Herten werden. Das hat der Rat auf Antrag von SPD, CDU und FDP beschlossen. Doch was das genau bedeutet, ist den meisten Menschen nicht klar.

„Smart City“ meint eine Stadt, die die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt, um Wirtschaft, Verwaltung, Ökologie, Mobilität, Bildung und gesellschaftliches Leben fortschrittlich zu organisieren. Die Ausrüstung der Schulen mit Laptops und Glasfaser-Anschlüssen oder die Online-Anmeldung für einen Kita-Platz sind erste Schritte, die Herten bereits gegangen ist.

Kleine Schritte im Vergleich zu jenen, die noch kommen sollen, etwa die intelligente Steuerung der Energienetze. Ein alltagspraktisches Beispiel nennt Bürgermeister Matthias Müller: „Man könnte jeden Mülleimer im Stadtgebiet mit einem Sensor ausstatten, der dem ZBH meldet, wenn er voll ist und geleert werden muss.“ Auch öffentliche Lernorte, ausgestattet mit freiem WLAN, schweben ihm vor. Oder Online-Verfahren zur Bürgerbeteiligung in politischen Prozessen. Oder eine App, mit der sich die Menschen Dinge teilen können: Autos, Roller, Fahrräder…

Beirat mit Fachleuten und Bürgern

Apropos Lernorte. Mit dem eigens kreierten Motto „Leben und Lernen – Smarte Stadt Herten“ will Müller das abstrakte Thema für die Bürgerinnen und Bürger etwas greifbarer machen.

Ein Beirat mit engagierten Menschen aus Hertener Unternehmen, Institutionen und Vereinen – vom Wirtschaftsmanager über die Schülersprecherin bis zum Pfarrer – soll den Weg zur Smart City mit Expertenwissen und Empfehlungen begleiten. Am Montag hat sich die derzeit 18-köpfige Runde erstmals per Videokonferenz getroffen. Weitere Interessierte sind willkommen, bis zur vollständigen Konstituierung möchte Müller die Namen noch nicht nennen.

Zwei Akteure haben die bisherige Entwicklung maßgeblich vorangetrieben, Grundlagen erarbeitet und auch die meisten Mitglieder des Beirats akquiriert: der Scherlebecker Kreistagsabgeordnete Dr. Frank Lelke und der Hertener Landtagsabgeordnete Carsten Löcker (beide SPD). Lelke, beruflich bei Evonik tätig, legt Wert auf eine umfassende Projektstruktur: „Hier ein paar Schüler-Laptops, dort erhält eine Schule ein Smartboard, Lehrer bekommen Schweißausbrüche, weil sie nicht damit umgehen können – solches Stückwerk bringt uns nicht weiter.“

App könnte Kultur, Gastro und Tourismus verknüpfen

Löcker ergänzt: „Um Fördergelder erhalten zu können, brauchen wir ein glasklares Konzept.“ Als Verkehrspolitiker fände er eine Mobilitäts-App prima, die Staus, Sperrungen, Verspätungen, Parkleitsysteme und Wettervorhersage kombiniert und dem Nutzer tagesaktuell die beste Route anzeigt – mit Auto, Bahn, Rad, zu Fuß – und direkt die Tickets oder auch ein Miet-Fahrrad am Zielort bucht.

Matthias Müller denkt lokaler: „Toll wäre eine App, mit der man zum Beispiel eine Kulturveranstaltung im Glashaus bucht, und die den Besuchern direkt auch ein Abendessen im Restaurant um die Ecke anbietet oder zu Sehenswürdigkeiten in der Nähe führt.“

Auch ethische Aspekte berücksichtigen

Er als Bürgermeister und ein kleines Team wollen den Weg zur Smart City koordinieren, aber ansonsten ganz offen gestalten. Es solle eine breite Bewegung in Herten entstehen, bei der Bürger und Fachleute ihre Ideen entwickeln. Dabei, so Müller, sollen auch ethische Aspekte berücksichtigt werden: „Was passiert mit unseren Daten? Wer dominiert uns? Wer verdient Geld mit Digitalisierung? Wer droht auf der Strecke zu bleiben?“

Bis September wollen sich die Verantwortlichen nun Zeit nehmen, um erste Strukturen zu erarbeiten.

Wer mitwirken will, wendet sich an die Referentin des Bürgermeisters, Stefanie Hasler: s.hasler@herten.de