
Immer, wenn Bärbel und Paolo Codonesu Bilder wie die der Überschwemmungen durch das Hochwasser in Hagen sehen, sind die Erinnerungen wieder da. Es war der 30. Juni 2006, als das Wasser auch über das Paar aus Disteln hereinbrach. „Deutschland hat an dem Abend bei der Fußball-WM gegen Argentinien gespielt“, erinnert sich der 64-Jährige noch genau.
„Mami, Mami, unser Haus läuft über“
Doch das Spiel sollte schnell in den Hintergrund geraten. Denn plötzlich rief ihr Sohn Sandro aus dem Keller: „Mami, Mami, unser Haus läuft über.“ Was die Codonesus dann zu sehen bekamen, werden sie nie vergessen. „Der komplette Keller stand mindestens 40 Zentimeter hoch unter Wasser. Das kam unter anderem aus der Toilette und breitete sich überall aus“, erinnert sich Bärbel Codonesu.

Die größte Sorge galt der Heizung. „Wir haben alles versucht, um die Tür zum Heizungskeller dicht zu bekommen“, erinnert sich die 72-Jährige. „Du bekommst Wasser aber nicht gestoppt“, sagt sich Paolo Codonesu. Letztlich drang es doch ein, die Heizung blieb aber verschont. Dennoch dauerte es mehr als eine Woche, ehe die Familie alles, was das Wasser zerstört hatte, überhaupt aus dem Keller hinausgeschafft bekam. Am Ende stand ein Schaden im fünfstelligen Bereich.
Tiefgarage geflutet, Auto schwimmt
Auch in der Nachbarschaft waren so gut wie alle Häuser betroffen. „Die Kanalisation hat das einfach nicht mehr geschafft. Die Straßen waren praktisch überflutet“, erinnert sich das Paar aus Disteln. Bei einem Nachbar lief die komplette Tiefgarage voll, das dort geparkte Auto schwamm. Dieses, aber auch viele andere Bilder von diesem Abend Ende Juni 2006 haben sich bei dem Ehepaar eingebrannt. Bärbel Codonesu: „Immer, wenn es jetzt einmal stärker regnet, schauen wir erst einmal im Keller nach.“

„Verstehe nicht, warum alles versiegelt wird“
Auch Johannes Lindenblatt wohnt in Disteln. „Wir sind aber bisher zum Glück verschont geblieben.“ Dennoch macht sich der 69-Jährige Gedanken über die extremen Wetterereignisse der vergangenen Zeit.

„Diese Jahrhundertregen bringen ja sogar moderne Kanalisationen und Pumpen an ihre Grenzen. Das ist schon beunruhigend.“ Genauso geht es ihm aber auch mit Blick auf die extrem heißen Sommer. „Daher verstehe ich nicht, warum so viele Flächen mittlerweile versiegelt sind. Da kann doch kein Wasser abfließen. Früher gab es viel mehr Grünflächen und auch kleinere Bachläufe, die größere Regenmengen auffangen konnten“.
Ehemalige Kollegen schicken Videos und Bilder aus Hagen
Von Schaden durch solche größeren Regenmengen ebenfalls verschont blieb auch Philipp Cubero Bielsa. „Klingt zwar jetzt komisch, aber wir wohnen in der zweiten Etage. Da war das jetzt kein Problem.“

Seine Freundin allerdings hat zehn Jahre lang in Hagen gearbeitet und zahlreiche Bilder und Videos von dem Ausmaß der Überschwemmungen dort von ehemaligen Kollegen und Freunden zugeschickt bekommen. „Das ist schon heftig, was wir da zu sehen bekommen haben. Da ist man schon froh, dass man hier wohnt. Obwohl uns das ja leider auch jederzeit so treffen könnte.“
