To-go nicht mehr aus Plastik-Verpackungen - Alternative gesucht

Redakteurin Hertener Allgemeine
Muizz Bintalat serviert seinen Kunden Bubble-Tea, Smoothies und Co bei Chaiwalla an der Hermannstraße in Herten.
Muizz Bintalat serviert seinen Kunden Bubble-Tea, Smoothies und Co bei Chaiwalla an der Hermannstraße in Herten. © Anna Lisa Oehlmann
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Auf dem Tresen stehen ein Becher mit gestreiften Plastik-Strohhalmen und ein Korb mit Plastik-Piksern in blau, rosa, gelb und grün. Über der Fritteuse stapeln sich Plastik-Schälchen. Ein gewohntes Bild, dass es wohl nicht mehr lange im Distel-Grill an der Kaiserstraße in Herten zu bestaunen gibt.

Die Europäische Union hat dem Einweg-Plastik-Geschirr und -Besteck den Kampf angesagt. Das Herstellen und In-den-Handel-Bringen von Plastikverpackungen und Einwegbestecken ist seit dem 3. Juli verboten. Ihren Bestand dürfen die Gastronomen noch unters zahlende Volk bringen, aber dann ist endgültig Schluss mit dem Kunststoff.

Pikser am Hertener Distel Grill spalten Kundschaft: Plastik oder Holz?

Das stellt auch die Imbiss-Buden in Herten vor eine Herausforderung. Sie müssen sich Gedanken über Alternativen machen. In der zweiten Filiale des Distel-Grills an der Marler Straße in Bertlich gibt es bereits Holz- statt Plastik-Pikser für Pommes, Currywurst und Co. „Manche Kunden lehnen die Holz-Pikser ab und wollen damit nicht essen“, erzählt die Angestellte Ramona Bornisky.

Während sie Pommes in die Fritteuse befördert, betreten Annelie und Eberhard Schmedeshagen die Distelner Imbiss-Bude. Sie sind verwundert darüber, dass noch alles aus Plastik ist und erkundigen sich danach, wie es künftig aussehen soll. „Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht. Es ist kompliziert. Derzeit haben sowohl wir als auch unser Lieferant noch Restbestände“, erzählt die Angestellte. Es sei denkbar, ein Pfand-System einzuführen.

Im Distel-Grill an der Kaiserstraße gibt es noch Pommes aus Plastik-Schälchen, Pikser und Strohhalme aus Kunststoff.
Im Distel-Grill an der Kaiserstraße gibt es noch Pommes aus Plastik-Schälchen, Pikser und Strohhalme aus Kunststoff. © Anna Lisa Oehlmann © Anna Lisa Oehlmann

Pfand-System soll am Imbiss-am-Schacht und im Café eingeführt werden

Genau so ein Pfand-System soll es künftig in neuen Café von Imbiss-am-Schacht-Besitzer Patrick Barciaga geben. Becher und Schüsseln soll es gegen die Abgabe einer Pfandgebühr geben. Sie können nach Rückgabe ganz normal gespült und wiederverwendet werden. „Ich sammel hier auf dem Gelände von Schlägel & Eisen täglich schon genug Müll ein. Wir müssen sehen, dass wir den Abfall reduzieren“, sagt Patrick Barciaga.

Eigentlich gibt es im Imbiss-am-Schacht auf Schlägel & Eisen schon seit Beginn 2018 Pommes aus Papp-Schälchen. „Wir haben von Anfang an aus Überzeugung nachhaltige Verpackungen genutzt“, sagt Barciaga. Doch während der Corona-Krise, als ausschließlich Verkauf zum Mitnehmen erlaubt war, musste der Imbiss-Betreiber doch wieder auf Plastik-Gefäße umsteigen. „Die Pappschachteln weichen einfach zu schnell durch“, sagt er.

Verpackungen ohne Kunststoff deutlich teurer

Ein Problem der neuen kunststofffreien Verpackung: Sie ist im Einkauf deutlich teurer als die bisherige Ware. Das stellt die Gastronomen vor eine neue Herausforderung: Entweder sie erhöhen die Preise oder führen eine zusätzliche Pauschale für alle ein, die ein Gericht mit nach Hause nehmen.

Die Kunden jedenfalls sind durchaus bereit, für nachhaltige Verpackungen auch mehr zu zahlen. „Wir finden es gut, dass es jetzt kein Plastik-Geschirr mehr geben soll“, sagt Annelie Schmedeshagen, während sie ihre Pommes vor dem Distelgrill verspeist. „Wir haben schon genug Plastikmüll in den Meeren“, fügt ihr Mann Eberhard hinzu. Sie sagen: Wenn‘s sein muss, zahlen wir auch mehr.

An der Heißen Kiste ist noch keine Plastik-Alternative in Sicht

Ebenso geht es auch einem jungen Mann, der vor der Heißen Kiste auf seine Pommes mit Currywurst wartet. Auch dort wird das Kult-Gericht noch in Plastikschälchen mit Plastik-Gabeln serviert. Immerhin: Burger werden in einer Papiertasche, ein halbes Hähnchen in einer beschichteten Papiertüte ausgehändigt. Welche Alternative in der Imbiss-Bude an der Schützenstraße zum Plastik gefunden werden soll, ist bislang noch unklar.

Bubble-Tea in Herten aus Bio-Kunststoff-Bechern

Bio-Kunststoff statt Plastik heißt die Devise beim Bubble-Tea-Laden „Chaiwala“, der vor zwei Wochen an der Hermannstraße in der Hertener Innenstadt eröffnet hat. Dort gibt es ausschließlich Getränke zum Mitnehmen. Von drei Buchstaben verspricht sich der Filialleiter einen umweltschonenden und beim Kunden akzeptierten Betrieb: PLA. Das steht für Polylactid Acid, oder anders gesagt: Bio-Kunststoff aus Maisstärke oder anderen nachwachsenden Rohstoffen. Muizz Bintalat holt gleich einen Becher aus diesem Material hervor und drückt ihn leicht in seiner Hand zusammen. Fester sei das neue Material und stabiler als die bisherigen Kunststoffbecher.

Strohhalme aus festem Papier

Auch die Verschlussfolie auf den Bechern besteht schon jetzt aus der umweltschonenden PLA-Alternative. Und die extra dicken Strohhalme (schließlich müssen da die Bubbles durchpassen) sind aus festem Papier – wer mehrere Becher transportieren möchte, bekommt einen Halter aus Pappe statt Plastik. Damit bekommen die Kunden ihre Getränke gut mitgenommen.

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