
Schon vom Feuerwehrauto auf der Autobahn waren die Wassermassen zu erahnen. „Da hat man nur gedacht: „Oh ha“…“, berichtet Felix Bugzel. Der 31-Jährige war gemeinsam mit weiteren Mitgliedern des Löschzugs Westerholt der Freiwilligen Feuerwehr Herten im Flut-Einsatz in Wuppertal.
Wenn das Wasser zu nah kommt: rennt weg
„Als Erstes wurde uns ganz klar gesagt: Wenn das Wasser zu nah kommt, rennt weg. Lasst alle Sachen stehen und liegen. Fahrzeuge können wir ersetzen, euch nicht.“ Als er die Wupper nur wenige Zentimeter unterhalb der meterhohen Mauern in der Stadt gesehen hat, war ihm klar warum: „Das wirkte fast wie ein riesiger Brunnen oder ein brodelnder Kessel. Es war sehr beeindruckend, wie hoch die Geschwindigkeit im Wasser ist. Da hatte man wenig Lust herauszufinden, was passiert, wenn man da mitgerissen wird“, sagt Felix Bugzel.
Zwei-Meter-Baumstamm zerberstet an Stahlpfeiler an der Wupper
Ein Kollege habe mit eigenen Augen gesehen, wie ein zwei Meter langer Baumstamm von der Wupper mitgerissen wurde und an einem Stahlpfeiler der Schwebebahn in 1000 Teile zerborsten ist.

Die Westerholter haben Einsätze für die Wuppertaler Feuerwehr übernommen. Kritisch wurde es schon gleich zu Beginn. In einem Haus lief das Wasser aus dem Kellerfenster auf die Straße. „Bei einer Einsatzstelle hatten wir ein bisschen Bammel“, berichtet Felix Bugzel. Nahe des Hauses sei der Fluss nur von einem Metallzaun gehalten worden. „Wenn der bricht, schießt das ganze Wasser gegen das Gebäude“, berichtet der Industriekaufmann. Unterstützung bekamen die Feuerwehrleute von einem Sachverständigen vom Technischen Hilfswerk (THW). Dessen Erkenntnis: Das Rauspumpen ergibt erst Sinn, wenn die Wupper wieder einen Normalpegel hat“. Also: weiter fahren.
Vorsicht bei Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr Herten
Ein Einsatz führte die Westerholter Mannschaft zur Bochumer Tafel. Wasser stieg in Keller und Fahrstuhlschacht. Die Einsatzkräfte pumpten es heraus. Der Strom war in weiten Teilen der Stadt abgeschaltet. Dann kam die Funk-Durchsage, dass der Strom wieder eingeschaltet werde. „Wir mussten alle raus aus dem Keller und vor allem aus dem Wasser. Es hieß: Wenn es blitzt, wissen wir, da muss wohl ein Kabel rumhängen“. Zum Glück sei nichts passiert.
„Wir wurden sehr gastfreundlich behandelt“, berichtet Felix Bugzel. Den Einsatzkräften wurden Kaltgetränke und Kaffee angeboten und sogar Brote geschmiert. Die Menschen dort hätten sich gefreut, dass ihnen jemand hilft, da sie wussten, dass Hilfe vielleicht an anderen Stellen noch dringender gebraucht würde – zum Beispiel im Rechenzentrum der Stadt.
Angst bei erneut einsetzendem Regen
Regelmäßig seien Anwohner vorbeigekommen und hätten darum gebeten, auch ihre Keller auszupumpen. Die Antwort war stets dieselbe: „Bitte wählen Sie die Notruf-Nummer, wir können Sie leider nicht einfach dazwischenschieben, die Einsätze werden nach Priorität abgearbeitet.“ Die Betroffenen hätten sehr verständnisvoll reagiert und die Argumentation auch verstanden. „Als es wieder angefangen hat zu regnen, haben die Anwohner nicht so glücklich ausgesehen. Sie hatten Angst und dachten: Wenn es jetzt so weitergeht, wird es noch schlimmer“, berichtet der Freiwillige Feuerwehrmann.
„Wir mussten zum Teil Slalom um lahmgelegte Autos fahren“, berichtet Felix Bugzel. Brücken waren gesperrt, selbst in oberen Stadtteilen waren überall Schlammrückstände auf den Straßen, die von der Kanalisation hochgedrückt wurden. „Im Großen und Ganzen muss man schon sagen, dass Wuppertal im Vergleich zu anderen Städten viel Glück hatte“, sagt der 31-Jährige. „Zum Glück sind wir alle heile wieder zurück gekommen.“
Helfer aus Herten in Bochum im Einsatz
In Bochum waren Freiwillige Feuerwehrleute der Löschzüge Herten und Scherlebeck im Hilfseinsatz. „Als kurzfristig gefragt wurde, wer kann, habe ich mich sofort gemeldet“, sagt Ludger Kotulla. Die Freiwilligen haben vor Ort Einsätze der Feuerwehr Bochum übernommen. Der Deichbereich entlang der Ruhr stand bereits einen halben Meter unter Wasser, das Wasser drückte aus der Kanalisation in die Straßen.

Die Hertener waren vor Ort bei einem Altenheim, bei dem zu befürchten stand, dass es geräumt werden müsste. „Man hat gemerkt, wie wichtig es war, als Ansprechpartner direkt bei den Menschen vor Ort zu sein“, berichtet Ludger Kotulla. Dass sie extra aus einer anderen Stadt angerückt waren, um zu helfen, kam bei den Menschen gut an. „Es war eine recht entspannte Stimmung“, sagt der 60-Jährige. Wenn sie den Menschen zeigen konnten, dass das Wasser wieder sinkt.
„Manche wollten natürlich schnell ihre Keller ausgepumpt haben. Da mussten wir ihnen erklären, dass das nicht sinnvoll ist, solange von außen weiter Wasser eindringt“, erklärt Kotulla. Es sei gut gewesen, die Menschen zu animieren, sich gegenseitig zu helfen. „Die Bochumer waren ausgesprochen dankbar für unsere Hilfe“, berichtet der technische Redakteur. Sie haben die Einsatzkräfte gut mit Essen und Getränken versorgt.
„Wenn man allerdings andere Bilder aus der Eifel sieht, kann man froh sein, dass es hier relativ glimpflich ausgegangen ist“, sagt Ludger Kotulla.