Schnelltest abschaffen - weil er die Kunden vom Einkaufen abhält

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Die Städte in der Region - hier ein Foto aus Dorsten - sollen alle Hebel in Bewegung setzen, um den bevorstehenden Neustart der Geschäftswelt zu unterstützen. © Robert Wojtasik
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Aufgrund der spürbar sinkenden Corona-Zahlen fordern die Industrie- und Handelskammern Nord Westfalen und Dortmund stärkere Öffnungsperspektiven für den Einzelhandel und die Gastronomie. „Vor allem das Testgebot im Einzelhandel bei Inzidenzzahlen zwischen 50 und 100 stellt eine Riesenhürde dar“, stellten die IHK-Präsidenten Benedikt Hüffer (Münster) und Heinz-Herbert Dustmann (Dortmund) am Montag fest. Hier müsse vom Land schnell nachgebessert werden. Unkonventionelle Hilfe sei nach 14 Monaten Pandemie auch für die arg gebeutelte Gastronomie dringend notwendig, hieß es.

Zeitlich begrenzte Ladenöffnung an Sonntagen

Vor allem die Innenstädte im Münsterland und im Ruhrgebiet müssten wiederbelebt werden, um dem erheblichen Leerstand entgegenzuwirken. Probleme habe es gewiss auch vor Corona schon gegeben, hieß es. Doch die Bevorzugung von Online-Anbietern oder auch Discountern in der Pandemie habe die Probleme des stationären Handels erheblich beschleunigt, stellten die IHKn fest. Jetzt müssten zusätzliche Umsatzmöglichkeiten her, um wenigstens einen Teilausgleich zu schaffen. Als Maßnahmen nannten die IHK-Chefs eine zeitlich begrenzte Ladenöffnung an bestimmten Sonntagen durch begleitende Stadtfeste und Kulturveranstaltungen. Förderlich sei auch ein Aufstellen von Verkaufszelten oder Pavillons, um die immensen Lagerbestände etwa bei Bekleidungsartikeln abzuverkaufen. Solche Angebote sollten von den Städten „möglichst kostengünstig und unbürokratisch“ unterstützt werden.

„Comeback-Events“ mit Kulturschaffenden und Schaustellern

Auch zur Unterstützung des Gastgewerbes seien jetzt mutige Schritte erforderlich, betonte der Dortmunder IHK-Chef Dustmann. Er forderte eine kostenfreie Erweiterung der Flächen für die Außengastronomie einschließlich der notwendigen Maßnahmen zum Schutz vor Wind, Regen und Kälte. „Für die Startphase sollten auch hier bau- und ordnungsrechtliche Regelungen außer Kraft gesetzt werden“, betonte er.

Nicht zuletzt schlagen die IHKn sogenannte „Comeback-Events“ in den Innenstädten und Stadtteilzentren vor, wo Kulturschaffende und Schausteller die Wiedereröffnung von Handel, Restaurants, Cafés und anderen Dienstleistungen durch zugkräftige Veranstaltungen unterstützen könnten. „Das Nachholbedürfnis der Bürger an solchen Sommer-Events ist meines Erachtens groß“, warb Hüffer. Dazu zählten auch Aktionen, um die Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr zu steigern und das zu Unrecht verloren gegangene Vertrauen in die Infektionssicherheit von Bussen und Bahnen wiederherzustellen. In kleineren Städten mit weniger gutem ÖPNV-Angebot könne auch eine zeitlich befristete Aussetzung der Parkgebühren zusätzliche Besuchsanreize schaffen. „Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um den Städten wieder Leben einzuhauchen“, so der Wunsch der IHK-Präsidenten.