
Die Polizei hat Hinweise darauf bekommen, dass ein Unbekannter sich wiederholt verdächtig gegenüber Schulkindern verhalten hat. In der vorigen Woche soll er in der Hervester Straße Kinder aus der Goetheschule auf dem Heimweg begleitet haben. Als sich Eltern näherten, entfernte er sich.
Wie erst jetzt bekannt wurde, soll ein Mann am 5. September eine siebenjährige Schülerin am Zaun der Bonifatiusschule angesprochen haben und Worte wie „Komm mit nach Hause“ gesagt haben, berichtet Polizeisprecherin Annette Achenbach. Das Kind habe sich richtig verhalten, nicht darauf reagiert und sich von dem Unbekannten wegbewegt. Ob es sich in den genannten Fällen um denselben Mann handelt, steht nicht fest.

Obwohl nichts weiter passiert ist, nimmt die Polizei die Hinweise ernst. Bezirksbeamte suchten bereits vor einigen Tagen Grundschulen in Marl auf. Sie baten die Leiterinnen, die Eltern über die Vorfälle zu informieren und – falls sie etwas Verdächtiges beobachten – um Hinweise zu bitten.
Die Rektorinnen gaben die Hinweise über ihre Schul-Apps weiter. Claudia Kilimann, Leiterin der Bonifatiusschule, wies ihr Kollegium an, die Kinder für das Thema zu sensibilisieren. Wie sie betont, „ist es wichtig, die Kinder zu bestärken, keinen Kontakt zu Fremden aufzunehmen, ohne ihnen Angst zu machen“. Darum hat Claudia Kilimann auch die Eltern gebeten.

Die Wache Marl und der Bezirksdienst haben ihre Präsenz an Schulen verstärkt, berichtet die Polizeisprecherin. Eltern sollten mit ihren Kindern darüber sprechen, wie sie sich am besten verhalten.

Zurzeit häufen sich Meldungen aus NRW-Städten, wonach Unbekannte versuchten, Schulkinder in ihr Auto zu locken. Die Polizei in Gelsenkirchen hat bereits ein Strafverfahren eingeleitet – sie ermittelt gegen einen 70-Jährigen.
Warnung vor „privaten Fahndungsfotos“
Die Polizei nimmt alle diese Fälle ernst. Allerdings muss nicht hinter jedem Verdächtigen ein Mensch mit bösen Absichten stecken, ergänzt Annette Achenbach. In Dortmund kursierte das Foto eines vermeintlichen Täters in Whatsapp-Gruppen von Eltern. Doch es passte überhaupt nicht zur Täterbeschreibung der Polizei.
Annette Achenbach warnt davor, „private Fahndungsfotos“ in sozialen Netzwerken zu vertreiben: „Man sollte bitte die Ermittlungsarbeit der Polizei überlassen.“ In sozialen Medien machen solche Bilder schnell die Runde. Wer auf diese Weise gegen Persönlichkeitsrechte verstößt, muss selbst mit einer Strafanzeige rechnen.

Petra Spiegel, Konrektorin der Goetheschule, sieht ebenfalls die Gefahr, dass Unschuldige mit Fotos diffamiert werden: „Es ist nicht in Ordnung, wenn Menschen Angst übers Internet verbreiten“, sagt sie. „Wir müssen Kinder sensibilisieren. Aber wir dürfen ihnen nicht Angst machen, dass sie sich nicht mehr allein vor die Tür trauen.“
Schwer einzuordnen ist im Zusammenhang mit den Belästigungen ein Vorfall in der Rudolf-Virchow-Straße in Marl. Hier sollen der Polizei zufolge zwei ältere Schüler einen Grundschüler mit Bonbons gelockt haben. War es nur ein schlechter Scherz?

In vielen Fällen vermisst die Polizei konkrete, schnelle Hinweise. Kinder rücken oft nicht so schnell mit der Sprache heraus. So wurde der Vorfall an der Bonifatiusschule erst Tage später gemeldet. „Am besten sollten Kinder ihren Eltern oder der Lehrerin sofort Bescheid sagen, damit wir sofort ausrücken können und prüfen, was dahinter steckt“, sagt Annette Achenbach.
Wenn Augenzeugen etwas seltsam vorkommt, sollten sie sich möglichst viele Details merken – das Aussehen von Verdächtigen, Autokennzeichen, etc. Beobachtungen sollten sofort telefonisch der Polizei gemeldet werden – unter den Rufnummern 110 oder 02365 1060. Am besten wäre es, verdächtigen Personen mit Abstand unauffällig zu folgen, gleichzeitig die Polizei anzurufen und sie direkt zum Ort des Geschehens zu leiten.
