
Ein Schulabschluss darf gebührend gefeiert werden, finden die Abiturienten des Willy-Brandt-Gymnasiums (WBG) in Oer-Erkenschwick. Ihren Abiball Mitte Juni planen die Schülerinnen und Schüler deshalb seit geraumer Zeit. Mit 450 Personen feiern sie in der Vest-Alm in Marl.
Schon vor Jahren hat das Konzept eines Abiballs mit schicken Kleidern und besonderer Location das einer einfachen Schulabschluss-Fete überholt. Wo früher eine Feier in der Schulaula ausreichte, muss heute ein Programm her, mit großem Buffet und Bühnenprogramm, Fotografen und DJ und anschließender Party. „An vielen Schulen werden die Bälle immer größer aufgezogen“, sagt WBG-Schulleiter Michael Rieder. „Die Organisation ist für Schüler und Eltern mittlerweile ein Mords-Aufwand. Und die Kosten sind auch ganz ordentlich.“
Abiball-Karten kosten 65 Euro
Denn allein durch Raummiete und Buffet kommt einiges zusammen. Die Abiturienten am WBG haben sich durchaus engagiert, um ihre Feier finanzieren zu können. „Wir sammeln seit Jahren Geld dafür“, sagt Victoria Bakenfelder (19). „Bei einer großen Stufen-Party haben wir relativ viel eingenommen. Außerdem haben wir etliche Male Kuchen verkauft und Arbeiten, meist für Senioren, gegen Spende erledigt“, zählt sie auf.
Doch um einen kompletten Abiball zu finanzieren, reicht das eingenommene Geld nicht. Der noch offene Betrag wird deshalb auf die Eintrittskarten umgelegt. 65 Euro kosten Eintritt und Buffet pro Person. „Das ist mittlerweile normal, an den meisten Schulen liegt der Preis zwischen 60 und 70 Euro“, sagt Michael Rieder. „Wenn man jetzt eine vierköpfige Familie hat, ist man schon bei 260 Euro. Und dann hat den Abend über noch niemand etwas getrunken.“

Anders als die Entlassfeier mit Zeugnisvergabe ist der Abiball eine private Veranstaltung, die die Schüler organisieren. Die Lehrerinnen und Lehrer halten sich weitestgehend heraus. „Wir sagen den Schülern nicht, was sie dürfen und was nicht. Aber wir beraten natürlich anhand der Erfahrungen, die wir mit den Stufen vorher gemacht haben“, sagt Michael Rieder. Dazu gehört unter anderem, Schüler und Eltern schon rund zwei Jahre vor dem Abi darauf hinzuweisen, dass es Zeit ist, sich über eine Location Gedanken zu machen, damit man Auswahlmöglichkeiten hat und nicht am Ende etwas mieten muss, das das Budget sprengt.
Ballkleid und Anzug
„Wir sagen den Schülern auch, dass sie sich mit der ganzen Stufe absprechen sollen“, sagt Rieder. Es solle schließlich jeder die Möglichkeit haben, sich eine Karte zu leisten – und sich dann auch noch angemessen einzukleiden, denn einen Dresscode gibt es beim Ball auch. „Weil wir ja in der Vest-Alm feiern, hatte ich vorgeschlagen, es mal anders aufzuziehen und statt im Ballkleid im Dirndl zu kommen“, erzählt Victoria Bakenfelder. „Der Vorschlag kam aber nicht so gut an“, ergänzt sie lachend.
Also heißt es für die Jungs „Anzug“, für die Mädels „(langes) Kleid“ – beides kann durchaus nochmal mehrere 100 Euro kosten. „Ich habe mein Kleid noch nicht“, sagt Victoria Bakenfelder. Sie werde sich in den nächsten Wochen mal umschauen. „Wie viel das kosten wird, weiß ich noch gar nicht genau. Aber ich finde, man sollte bedenken, dass es ja für einen einzigen Abend ist und nicht zu teuer sein muss.“