
Der Prozess hatte kaum begonnen, da raufte sich der Angeklagte auch schon die Haare, heulte, sprang auf und bedauerte vor allem sich selbst: „Das war alles ohne Sinn und Verstand“, sagte er den Richtern. „Ich war fix und fertig.“ Was der 34-Jährige getan hat, beschäftigt seit Montag das Essener Landgericht. Der Vorwurf: schwerer Raub mit Waffen.
Es geht um zwei Überfälle in Bottrop. Erst war der Angeklagte mit einer Eisenstange und einem Messer in einem Schuhgeschäft aufgetaucht, dann mit einem Schraubendreher in einer Postfiliale. Beute insgesamt: knapp 500 Euro.
Überfälle in Bottrop: „Einfach rein, ohne Nachzudenken“
Das war alles nicht geplant“, sagte der 34-Jährige zum Prozessauftakt. „Ich bin da einfach rein – ohne nachzudenken.“ In der Postfiliale habe ihn eine der Frauen sogar noch stoppen wollen. „Die hat was Nettes gesagt“, so der Angeklagte. „So nach dem Motto: Hör auf mit dem Mist, Junge.“ Doch in diesem Moment habe er nicht mehr nachdenken können. „Ich war in Panik, wollte nur schnell wieder raus.“ Besonders hässlich: Er soll die Kassiererin auch noch aufs Übelste beleidigt haben. Daran hat er aber scheinbar keine Erinnerung.
Angeklagter hatte immer wieder Ausraster
Es sind der Alkohol und die Drogen, die dem Angeklagten seit der Jugend zu schaffen machen. Immer wieder gab es Ausraster und Straftaten. Auch im Gefängnis hat der 34-Jährige schon gesessen. Alle Versuche, die Sucht selbst zu bekämpfen, sind fehlgeschlagen. „Wenn ich jetzt da rausgehen würde, würde es sofort wieder losgehen“, sagte er den Richtern.
Doch genau das ist zurzeit nicht möglich. Der Angeklagte sitzt seit rund einem halben Jahr in Untersuchungshaft. Dass es so nicht weitergehen kann, weiß er selbst. Seine Hoffnungen setzt er nun auf eine Langzeit-Therapie im Rahmen der zu erwartenden Haftstrafe. Danach plant er ein gemeinsames Leben mit seiner neuen Freundin.
Einbruch bei der Ex
Neben den beiden Raubüberfällen, die er in Absprache mit seinem Verteidiger Jens Tuschhoff bereits komplett gestanden hat, geht es vor Gericht auch noch um einen Einbruch bei seiner Ex-Freundin. Dort soll er erst die Wohnungstür eingetreten und dann die Lautsprecher geklaut haben, die er ihr einst geschenkt hatte. „Ich konnte ja nicht ahnen, dass die damit so einen Terror macht“, sagte er den Richtern. „Ich wollte einfach nur meine Ruhe.“
Dazu muss man wissen: Die beiden wohnten damals im selben Haus – Tür an Tür. Die Lautsprecher waren später in seiner Wohnung sichergestellt und der Ex zurückgegeben worden. Der Prozess wird fortgesetzt.