
Die Chefs der Senats- und Staatskanzleien wollten in einer Konferenz am Donnerstag über Öffnungsperspektiven für den Tourismus in Deutschland beraten, berichtet „Business Insider“. Beschlüsse werde es dabei jedoch voraussichtlich nicht geben. Stattdessen sei geplant, über bundesweit einheitliche Regeln für den Tourismus zu diskutieren, die bei Inzidenzwerten unter 100 gelten könnten. Bislang gibt es keine einheitliche Strategie, wann Hotels, Campingplätze und Ferienunterkünfte in Deutschland wieder öffnen können. Einzelne Bundesländer sind aber vorgeprescht – und wollen Urlaub schon im Mai ermöglichen.
Neben Bayern und Niedersachsen will nun auch Schleswig-Holstein nach sechs Monaten Lockdown weitgehende Lockerungen für Touristen ermöglichen. In einigen Modellregionen Schleswig-Holsteins sind zwar schon Urlauber seit April willkommen, nun zieht aber auch der Rest des Landes nach. Wo genau ist also Urlaub aktuell und zu Pfingsten möglich? Ein Überblick.
Schleswig-Holstein öffnet vollständig für Touristen Mitte Mai
In das an die Nordsee und Ostsee grenzende Bundesland dürfen Geimpfte, Genesene und Getestete vom 17. Mai an unter strengen Vorgaben landesweit Gaststätten auch in Innenräumen besuchen und in Beherbergungsbetrieben übernachten. Das gab Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Mittwoch bekannt. Wer als Tourist in Schleswig-Holstein übernachten will muss sich aber alle drei Tage auf Corona testen lassen.

Bisher dürfen Urlauber in der Schlei-Region, in Eckernförde und in Nordfriesland unter strikten Corona-Vorgaben Urlaub machen. Von diesem Samstag an ist das auch in Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Sierksdorf und Neustadt an der Ostsee in der Lübecker Bucht möglich. Am Montag folgt Büsum in Dithmarschen.
Bayern: Söder stellt Öffnungsmöglichkeiten zu Pfingsten in Aussicht
Nach monatelangen strikten Corona-Beschränkungen leitet Bayern ab kommenden Montag, 10. Mai, reihenweise Lockerungen ein. In Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 dürfen dann die Außengastronomie – und zwar bis 22.00 Uhr –, Theater, Konzert- und Opernhäuser sowie Kinos öffnen. Das entschied die Regierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag. Das Gesundheitsministerium muss aber formal zustimmen.
Und: Zu Beginn der Pfingstferien am 21. Mai soll in Regionen mit niedrigen Corona-Zahlen auch Tourismus wieder möglich sein. In Kreisen und kreisfreien Städten mit stabilen Corona-Zahlen von unter 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen sollen dann Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze wieder öffnen dürfen. Bei alledem gelten Hygienekonzepte, Masken- und Testpflichten – die Details werden nun von den zuständigen Ministerien erarbeitet.
Niedersachsen: Tourismus bei Inzidenz unter 100?
Niedersachsen plant nach Informationen der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ) umfassende Lockerungen: Von Montag, 10. Mai, an sollen Übernachtungen in Niedersachsen wieder möglich werden. Hotels, Campingplätze oder Jugendherbergen dürfen mit einer Kapazität von 60 Prozent wieder öffnen, Ferienhäuser und -wohnungen müssen bei der Vermietung einen Tag frei bleiben. Zunächst ist der Tourismus nur den Niedersachsen vorbehalten, Bürger aus anderen Bundesländern sollen aber möglichst schnell dazukommen, sagte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). Die Feriengäste müssen sich täglich testen.

Damit wäre auch der Urlaub auf Nordseeinseln wie Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge wieder möglich. Nach möglichen Gesprächen in der kommenden Woche gebe es auf den Ostfriesischen Inseln noch Hoffnung, spätestens bis Pfingsten, also Ende Mai, öffnen zu können, sagte der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Ostfriesischen Inseln GmbH, Wilhelm Loth. Die Inseln brauchen zwei bis drei Wochen, um Betriebe und Testkapazitäten hochzufahren.
Thüringen: Plant mit Öffnungen bei einer Inzidenz unter 100
In Regionen mit einer Inzidenz unter 100 sollen ab Donnerstag, 6. Mai, wieder Besuche im Biergarten und bestimmte Formen des Tourismus möglich sein. Die geplante Verordnung sieht Öffnungsschritte unter anderem in der Außengastronomie, beim Camping und der Buchung von Ferienhäusern vor. Hotels bleiben allerdings vorerst für Urlauber geschlossen.
Sachsen: Lockerungen für Tourismus hängen von Inzidenzen ab
In Sachsen sind demnächst Öffnungen der Außengastronomie und Lockerungen für die Tourismusbranche unter Auflagen geplant, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in einer Region fünf Tage lang unter 100 liegt. Auf Campingplätzen und in Ferienwohnungen sei dann wieder Urlaub möglich, ab einer Inzidenz unter 50 auch in Pensionen und Hotels. Das sagte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag in Dresden nach einer Sitzung des Kabinetts. Bei höheren Infektionszahlen greift weiterhin die sogenannte Bundesnotbremse durch das Infektionsschutzgesetz. Die derzeit niedrigste Inzidenz hat in Sachsen die Stadt Leipzig mit 114,8 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen.

Eckernförde und die Schleiregion: Urlaub bis Christi Himmelfahrt möglich
In den Modellregionen in Schleswig-Holstein haben Beherbergungsbetriebe bereits für Touristen geöffnet. Insgesamt haben vier Regionen den Zuschlag erhalten: Nordfriesland, die Lübecker Bucht, die Region Eckernförde und Büsum. Als Erstes öffneten am 19. April in Eckernförde und der Schleiregion wieder Hotels, Ferienhäuser und Campingplätze. Es gebe Platz für knapp 19.000 Urlauber, berichten die „Lübecker Nachrichten“. Schon nach kurzer Zeit schnellten laut den Betreibern die Buchungsanfragen in die Höhe. Dabei müssen sich Touristen und Teilnehmer an ein strenges Hygienekonzept halten.
Zwei negative Corona-Tests sind für Reisende Pflicht: Der Erste muss beim Check-in vorgelegt werden, der Zweite erfolgt nach 48 Stunden. Mit einem negativen Corona-Test sind sogar Restaurantbesuche im Inneren möglich. Zunächst ist das Projekt bis zum 16. Mai begrenzt. Urlaub an Christi Himmelfahrt wäre also noch möglich.
Nordfriesland: Urlaub über Pfingsten auf Sylt sowie in St. Peter-Ording möglich
Ob Sylt, Uthörn, Föhr, Amrum oder Pellworm – auch im Kreis Nordfriesland dürfen im Rahmen des Modellprojekts alle Inseln seit dem 1. Mai wieder Urlauber empfangen. Ebenso wie Halligen und das Festland mit dem beliebten Ferienort St. Peter-Ording. Sylt hatte ursprünglich eine eigene Bewerbung für das Projekt beim Land Schleswig-Holstein eingereicht, das scheiterte allerdings teilweise am rechtlichen Rahmen. Nun gelten dort beim Modellprojekt in Sylt dieselben Regeln wie in Nordfriesland. Demnach müssen sich alle Besucher unter anderem alle 48 Stunden testen lassen.

Die Modellregion Nordfriesland ist zunächst bis 31. Mai befristet, eine Verlängerung bis in den Juni hinein ist aber möglich. Somit können Touristen einen Urlaub zu Pfingsten und darüber hinaus planen.
Urlaub in Büsum und an der Lübecker Bucht bis in den Juni hinein möglich
Genau zehn Tage nach dem Start in Nordfriesland, soll in Büsum das Modellprojekt anlaufen. Vom 10. Mai bis 6. Juni dürfen dann Urlauber anreisen, sofern es das weitere Infektionsgeschehen zulässt. Eine Anreise ist nur mit Nachweis eines negativen PCR- oder PoC-Antigen-Schnelltests möglich, der maximal 48 Stunden alt ist. Zusätzlich erfolgt vor Ort beim Check-in in der Unterkunft ein weiterer Schnelltest. Zudem müssen sich alle Urlauber alle drei Tage erneut testen lassen.
Ebenso geht die Lübecker Bucht mit den Orten Scharbeutz, Timmendorfer Strand und Co. als Modellregion an den Start. Ab Samstag, 8. Mai, dürfen Touristen in die Küstenorte reisen. Wie auch in den anderen Modellregionen in Schleswig-Holstein, müssen sich Urlauber an der Lübecker Bucht auf regelmäßige Covid-19-Tests (keine Selbsttests) bei der Anreise und während des Aufenthalts einstellen. Und laut Vorgaben wird die Luca-App zur Kontaktnachverfolgung genutzt.
Diese Regeln gelten für die Modellregionen
Grundsätzlich spielt in allen Modellregionen die Sieben-Tage-Inzidenz eine große Rolle und es gelten strenge Kriterien. So muss die Inzidenz unter 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern liegen – darüber droht ein vorzeitiger Abbruch des Projekts. Danach sieht es aktuell jedoch nicht aus: Im Kreis Nordfriesland liegt der Inzidenzwert derzeit bei 42,2.

Die Besucher der Modellregionen müssen bei der Anreise einen bescheinigten negativen Corona-Schnelltest vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Vor Ort muss es weitere Tests geben sowie die Möglichkeit, Kontakte digital nachzuverfolgen.
Außerdem wird das ganze Projekt wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse daraus sollen dann die Grundlage für die Bewertung von möglichen Öffnungsschritten beziehungsweise Lockerungen bilden – beispielsweise im Hinblick auf den Sommer. Und sie sollen darüber Aufschluss geben, ob Tourismus unter den Bedingungen der Modellprojekte sicher oder doch Pandemietreiber ist.
RND/bv